Stell‘ dir vor, dein Wissen zählt mehr als die Anzahl deiner Berufsjahre. Stell‘ dir vor, du bist als Expert:in in einem Feld auch für dieses verantwortlich – kein „Chef“ quatscht dir rein. Stell‘ dir vor, du übst auch als „kleines Licht“ großen Einfluss auf die Unternehmensstruktur und -organisation aus … Das alles gehört zu den Grundpfeilern der Holakratie (engl. Holocracy), dem smart-and-public-Betriebssystem (beinahe) seit Tag eins. Und noch viel mehr: Gewöhnliche Hierarchien, Top-down und Bottom-up existieren in der Holakratie nicht. Vielmehr gibt es wenige fachspezifische Kreise, und Aufgabenbereiche werden in Rollen festgehalten.
Diese besetzen die Partner:innen – die Bezeichnung für alle Mitarbeiter:innen in der Holakratie. Karina etwa ist gemäß ihres beruflichen Profils Inhaberin der Rollen „Scrum Master“ und „Agile Coach“ im Technologiekreis. Was ihre Partner:innen von diesen Rollen erwarten dürfen, dokumentieren wir mit einer speziellen Software. Und Karina kann noch mehr. „Wir benötigen Pflanzen im Büro“, ließ sie einst in einem Holakratie-Meeting verlautbaren. Selbst mit derlei gesegnet, rief sie als Lösung die Rolle „Grüner Daumen“ aus und besetzte sie gleich selbst. Niemand hatte Bedenken. Seitdem beschafft und pflegt unsere Scrum-Masterin nebenher auch die Büropflanzen.
Ohnehin, die Meetings: Bedarfe, ob nun solch triviale oder strategisch bedeutende, werden in der Holakratie dort angesprochen. Wer etwas zur Ausübung seiner Rollen im Dienste der Unternehmensvision benötigt, verlangt hier danach. In wessen Verantwortungsbereich die Anfrage fällt, hat zu unterstützen. Etwaige Diskussionen verhindert der streng eingehaltene Fahrplan. Einwände müssen stichhaltig sein. So sind die Hürden hoch, ein Anliegen zu stoppen. Denn: Das Vertrauen in die Expertise aller Partner:innen steht über allem.